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Mit dem Hänger durch Melbourne

Das war mal ein anstrengender Tag! Heute morgen hatten wir unser erstes richtiges Tutorium, in dem wir eine Multimedia-CD-Rom evaluieren mussten. Wir Kevin, Michi und ich krebsten ein wenig herum und bekamen später noch einen Aussie in unsere Gruppe, der uns ganz gut stand, denke ich. Sehr wortgewandt und mit Ahnung. Später mussten wir dann unsere Ergebnisse vorstellen, was auf Englisch doch ein wenig schwierig werden kann. Diese Veranstaltung hat uns gezeigt, dass wir wirklich mehr Englisch sprechen müssen und das tun wir seitdem. Mal sehen, was daraus wird. Es ist aber wahrscheinlich nötig, sonst werden wir große Probleme v.a. mit dem Studium haben.

Nach dem Tutorium ging der Spaß dann richtig los! Wir mieten einen Anhänger, der unseren schmucken Fairlane noch weiter verschönern sollte. Nebenbei wollten wir (die beiden schmucken Herren mit den gleichklingenden Vornamen) auch noch ein Paar Möbel kaufen. Wir hatten eine Verabredung mit einer asiatischen Studentin („Ät witsch Unifsity ajju stadding?“ - sprich: völlig unverständliches Englisch), die einen Haufen Zeug zum kleinen Preis abzugeben hatte. Am Ende nahmen wir dann doch nur die Waschmaschine und das auch nur mit Magengrummeln, da sie nicht wirklich vertrauenserweckend aussah. Wo wir schon mal gerade in der Nähe des Clayton-Campus waren, haben wir dann auch Basti endlich mit seinem heißersehnten Koffer versorgt, den er seit München nicht mehr gesehen hat. Auf dem Parkplatz vor seinem Wohnheim galt es dann das erste richtige Manöver mit unserem Trailer hinzulegen: Rückwärtsfahren. Da ich bisher immer nur gelenkte Anhänger bewegt hatte (und das auch nur sehr spärlich auf dem großelterlichen Bauernhof) und unser Anhänger zwar groß, aber doch ungelenkt war, dauerte es doch einige Zeit, um das Gespann äußerst unschön 20m zurück zu bewegen. Danach war der Fairlaine völlig überhitzt und wollte partout nicht mehr anspringen. Man sollte auch nicht stundenlang den Motor und die Klimaanlage laufen lassen.

Durch die Technik lahmgelegt, verweilten wir dann noch ein Stündchen bei Basti und bestaunten sein Wohnheimszimmer und das zugehörige Haus-Possum (in Australien heißen die Opossums Possum - sind aber trotzdem knuffige Viecher!) Wie der gute Exilhesse da so aus seinem Alltag und von den Sachen, die er schon erlebt hat, berichtete, machte mich dann doch nachdenklich. Im Gegensatz zu uns hat er schon zig Leute kennengelernt, sich x-mal mit Bier zugegossen und und und... . Aber wenn ich so drüber nachdenke, haben wir auch schon einiges spektakuläres erlebt, nur eben andere Sachen.

Als wir dann später wieder auf den Parkplatz kamen, sprang der Fairlaine sofort willig an und wir machten uns zu einem 2nd Hand Möbelhändler auf.

Endlich gefunden, sah der Laden dann doch irgendwie anders aus, als ich erwartet hatte. Ich hatte mir einen großen Ausstellungsraum mit vereinzelten Möbelstücken vorgestellt, wo man mal so rumschleicht und sich einige erlesene Teile in sein Fahrzeug einladen lässt. Stattdessen war der Laden relativ klein, aber es gab dort Möbel in einer Anzahl, wie in einem großen, überregional bekannten Möbelhaus. Die Möbel quollen nur so aus dem Laden heraus und man musste sich seinen Pfad mit Geschick und Vorsicht durch das Holz bahnen. Ein unversehens weggeworfener Zigarettenstummel hätte seine wahre Freude gehabt und ein übersichtliches Inferno angerichtet. Der gute Verkäufersmann half uns in guter Pfadfindermanier durch den Dschungel zu Betten, Sitzecken, Esstischen und und und. Nebenbei erzählte er uns noch ein wenig seine Lebensgeschichte: Kommend aus Sri Lanka, hat er schon mit allem möglichen, verkäuflichen Gütern sein Geld verdient. Deutschland kannte er auch, weil er vor 15 Jahren mal halb Belgien mit einem Schaukelstuhl versorgt hat. 55000 Schaukelstühle wollen erst mal verkauft sein. Zurzeit macht er im Häusermarkt einige Vermögen. Bereitwillig zeigte er uns die Post des Geldinstituts seines Vertrauens. Alleine in den letzten beiden Tagen hat er Kredite von anderthalb Millionen aufgenommen. Was zur Hölle er dann jetzt in diesem vergammelten Laden machte, frage ich mich immer noch!

Nach vielen Überlegungen hatten wir uns dann für eine Wagenladung (2 Betten, 6-teilige Ledersitzecke, Esstisch mit Stühlen und einen luxuriösen, ledernen Fernsehsessel) Gerümpel entschieden und nachdem wir dem guten Herren den sagenhaften Preis von 550 $ für das ganze Paket abgeschwatzt hatten, durften wir mit dem Einladen beginnen. Um das aber bewerkstelligt zu bekommen, musste erst die Karre in einer 30m langen und sehr schmalen Gasse geparkt werden. Das war noch nicht das Problem - die Ausfahrt schon! Wie vorher schon bemerkt, ist das Rückwärtsfahren nicht so meine Sache und die Gasse war wirklich schmal! Mit viel Zeit und guten Anweisungen von Michi klappte es dann aber irgendwann und völlig ausgehungert und erschöpft von der Hitze und den nicht immer leichten Möbeln machten wir uns gen Heimat (Ein tolles Wort!)

Nach einer sehr holprigen Fahrt mit einem Gespann von guten drei Tonnen Gewicht, wurden unsere Einrichtungsgegenstände behutsam in unser neues Heim getragen.

Kurz danach hieß es dann für Philipp und mich schon wieder aufbrechen und Richtung City fahren. Der Besitzer der Mela Leuca Lodge, in der wir die letzten 2 Wochen zugebracht haben, hat uns nämlich noch ein Bett geschenkt, das wir uns aber selber abholen müssen. Das Bett sollte sich im Haus einer mittlerweile verstorbenen Dame befinden. Das Haus wird abgerissen und wir dürfen alles haben, was in ihm lauert. Leider war wirklich nur das Bett zu gebrauchen. Aber vorher mussten wir erstmal dort hinfinden. Nach einigem Verfahren, fanden wir es dann direkt an einem Highway. Beim Versuch in die Einfahrt zu kommen, mussten wir leider passen, da der Hänger einfach nicht durchpasste. Um das Bett aber einladen zu können, musste ich mit dem Gespann wieder rückwärts auf den Highway gurken – mittlerweile war es dunkel!!

Zu allem Überfluss verabschiedete sich auch noch die Sicherung der Warnblinkanlage, was das ganze doch zu einem ziemlich heiklen Unterfangen machte. Aber das Manöver glückte, vor allem dank Philipps heldenhaftem Einsatz, bei dem er auf dem mitten auf dem dunklen Highway mit einer Taschenfunzel den Verkehr von mir fernhielt.

Als wir dann das Bettchen endlich aus dem stockdunklen Haus bugsiert hatten, ging es im Sauseschritt in unser mittlerweile teilmöbliertes Heim. Dort gab es dann endlich unser erstes selbstgebrutzeltes Festmahl in Australien! Was ein Genuß! Wenn jetzt noch vernünftiges Bier verfügbar wäre, könnte man sich von den Randbedingungen her fast schon zu Hause fühlen!

Ich bin hundemüde und mache mich mal in mein Killer-Federn-Bett!

Mischll schrob dies um 01:00 | Kommentare (0)

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